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Einzelhaltung

Die Geschichte von Hansi



 
Einzelhaltung – ich bin dagegen!

Es ist mir ein großes Anliegen mit ein wenig Aufklärungsarbeit die Thematik der Einzelhaltung der Vögel betreffend noch einmal detailliert aufzugreifen. Des Weiteren ist es gerade für mich als Züchterin, deren Vogelzucht nicht nur ein Hobby sondern eine Leidenschaft darstellt, eine Herzensangelegenheit falsche Aussagen zu dementieren.

Dazu möchte ich auch gleich zu Beginn meine Ansichten den Stellenwert in Bezug auf Mensch und Tier darlegen – für mich sind beide gleichsam bedeutend einzuordnen. Ein Tier hat ein Recht, mit ebenso Respekt und Verantwortung behandelt und gehalten zu werden wie es nach unserem Wissen und Gewissen bestmöglich ist. Beide Individuen haben dasselbe Recht auf Achtung und Ehrfurcht vor dem Leben.

Meine Erfahrung mit einem Wellensittich, aus Einzelhaltung kommend:

Vor etwa zwei Jahren erhielt ich einen Anruf, ob es mir möglich ist einen fünfjährigen Wellensittich aufzunehmen, welcher von der soeben verstorbenen Oma als Erbstück an sie weiter vermittelt wurde. Ich sagte zu, nichts ahnend was mich hier erwarten würde.

Tags drauf wurde mir ein Wellensittich im Käfig gebracht. Die Käfigeinrichtung bestand unter anderem aus einem Spiegel. Ich gab ihm den Namen Hansi.

Der Tag des Integrierens in den Schwarm war gekommen und somit endlich sollte Hansi wieder ein artgerechtes Leben führen können. So gedacht – so versucht umzusetzen nach dem Motto – endlich angekommen! Nachfolgend versuche ich nur mein Beobachten wieder zu geben, die Gefühle und das Empfinden des Vogels selber sollten wir im Zusammenhang nicht außer Acht lassen wie wir ja selber unangenehme "Dinge" gerne verleugnen oder nicht erwähnen, einfach weil sie uns unliebsam sind.

Hansi saß nach dem Freilassen in die Voliere auf einem Ast wie zum Stock erstarrt. Die Versuche der anderen Artgenossen mit ihm Kontakt aufzunehmen, scheiterten kläglich. Jegliches Näherkommen eines Vogels wurde mit einem Schreien oder Hacken abgewehrt, wenn gar nicht anders mehr möglich wurde die Flucht ergriffen. Nach mehrmaligen Bemühungen der anderen Vögel sich ihm zu nähern, verzog er sich völlig aufgelöst in die hintersten und dunkelsten Ecke, die meine Voliere hergab. Im Übrigen konnte ich auch bisher kein einziges Zwitschern von Hansi ausmachen. Beim Anblick des kleinen Elends, was da in der Ecke saß, brach es mir das Herz. Ich musste einen anderen Versuch starten, um Hansi das Integrieren in den Schwarm zu erleichtern. Eine Möglichkeit, wo er sich anfangs sicher fühlen konnte und wo es ihm möglich war, das Verhalten der Artgenossen zu erlernen und richtig deuten zu können. Ich wollte ihn zwitschern hören!





Sein alter Käfig wurde wieder hervorgeholt, eingerichtet und mit Hansi als "ehemaligen" Bewohner nun IN die Voliere gestellt, und zwar geschützt von zwei Seiten. Hansi sollte sich sicher fühlen, eine Umgebung, die er von seinem Leben vorher gewohnt und vertraut war. Sein Wohlbefinden äußerte er indem er zumindest im Käfig sich bewegte. Wie ich feststellen konnte, wurden nun die Artgenossen auch sehr kritisch beäugt. Ich deutete es als gutes Zeichen – Hansi zeigte Interesse! Nach wenigen Tagen der Veränderung in Hansis Verhalten – die Artgenossen durften sich mittlerweile dem Käfig nähern ohne dass er sich verschreckt auf den Boden zurückzog, öffnete ich die Käfig Tür und wartete gespannt auf die Dinge, welche da nun kamen…

Oder eben auch nicht, denn Hansi war dem großen Leben und den Genossen die ihm doch etwas ähnlich waren da draußen nach wie vor sehr argwöhnisch gegenüber und so dauerte es zwei Tage bis ich Hansi außerhalb des Käfigs ausmachen konnte. Ausschlaggebend hierfür war für meine Begriffe ein Wellensittichhahn mit dem sich Hansi bereits in der Zeit IM Käfig in der Voliere stehend etwas vertraut gemacht hatte, denn dieser Hahn zeigte großes Interesse an Hansi und animierte ihn durch sein auftretendes aufdringliches Verhalten, sich den Käfigwänden und somit auch seinen Artgenossen zu nähern. Natürlich nach wie vor in der Sicherheit des Käfigs.

Jeden Tag ab dem Reinsetzen in den Käfig in die Voliere war nachfolgend für Hansi ein Tag des Dazu Lernens und ein Schritt dem artgerechten Verhalten ein Stückchen näher zu kommen. Für mich selber eine Bereicherung des Beobachtens und des Veränderns sehen und miterleben zu dürfen. Und ja – auch mein Wunsch wurde erfüllt, denn Hansi hatte tatsächlich eine Stimme und wie wunderschön konnte er zwitschern! Und was gibt es Schöneres?




P.S. Hansi und sein neuer Freund wurden im wahrsten Sinne unzertrennlich. Diese Männerfreundschaft hielt auch an als sein Freund Vaterfreuden entgegensah. Hansi fütterte fleißig den Hahn zu und später sogar auch dessen Küken. Selbiges Verhalten habe ich in meiner Voliere bisher nicht wieder beobachten können. Einige Zeit später zog Hansi seinen eigenen Nachwuchs groß.


Ich hoffe, ich konnte alleine mit dieser – ja meiner und Hansis Geschichte doch ein wenig die Skeptiker überzeugen oder doch wenigstens zum Nachdenken anregen. Ein Wellensittich, welcher nur im Schwarm ein Wohlbefinden zeigen kann, wird unseren kläglichen Erklärungsversuchen eines in Einzelhaltung lebenden Vogels nicht standhalten können.



 
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